10 Jahre Arbeitgeber Banken

Der «Arbeitgeberverband der Banken in der Schweiz» wurde 2009 auf Initiative der Schweizerischen Bankiervereinigung gegründet. Nach der Gründungsphase erfolgte am 1. Januar 2010 die Inbetriebnahme der Geschäftsstelle.

Zehn Jahre Arbeitgeber Banken – das ist noch kein Grund zum Feiern oder zum Druck einer Verbandschronik. Dies würde auch dem Verständnis von Arbeitgeber Banken widersprechen, wonach ein Verband nie zum Selbstzweck verkommen darf, sondern sein gesamtes Handeln am Interesse seiner Mitglieder zu orientieren hat.

Ein junger Verband mit einer langen Tradition
Ein kurzer Rückblick auf die ersten zehn Jahre der Verbandstätigkeit sei dennoch gestattet, um aufzuzeigen, ob und wie die Ideen der Gründer von Arbeitgeber Banken im Laufe der Jahre umgesetzt und weiterentwickelt wurden. Dabei sollen diejenigen zu Wort kommen, die für die Strategie und die Verbandsentwicklung verantwortlich waren und sind: die zwei bisherigen und der aktuelle Präsident von Arbeitgeber Banken. Im Interview mit Josef Meier, Barend Fruithof und Lukas Gähwiler zeigt sich vor allem eines: Es war ein richtiger Entscheid, einen Arbeitgeberverband für die Bankbranche zu gründen. Wichtige Themen wie der Erhalt der Arbeitsmarktfähigkeit der Mitarbeitenden, die Regelung der Zeiterfassung oder die Branchenlösung über die Datenlieferungen an US-Behörden konnten nur dank einer koordinierten und effizienten Interessenvertretung durch Arbeitgeber Banken angegangen werden.

Josef Meier (damals Credit Suisse) hat als Gründungspräsident von Arbeitgeber Banken die Strategie und die Strukturen des Verbandes geprägt. Sein Ziel war es, die Interessenvertretung der Schweizer Banken in Arbeitgeberfragen besser zu koordinieren und die Sozialpartnerschaft weiterzuentwickeln. Er führte Arbeitgeber Banken von 2010 bis 2011.

Josef Meier, warum kam man überhaupt auf die Idee, dass die Banken einen eigenenvArbeitgeberverband brauchen?
Die Idee war ja nicht neu: Schon seit dem Streik des Bankpersonals im Jahre 1918 gab es eine Arbeitgeberorganisation, die mit den Gewerkschaften den Gesamtarbeitsvertrag für unsere Branche verhandelte. Diese Organisation war aber nicht klar strukturiert und wenig transparent. Wir wollten also vor allem klare Verhältnisse schaffen. Zudem waren wir überzeugt, dass Arbeitgeberthemen immer wichtiger werden und die Bankbranche diesbezüglich eine einheitliche und klare Stimme braucht.

Als Gründungspräsident hatten Sie einen grossen Handlungsspielraum. Was war Ihnen besonders wichtig?
Es war sicher ein Privileg, eine neue Organisation «auf der grünen Wiese» zu konzipieren. Unsere obersten Ziele waren eine einfache und transparente Verbandsstruktur sowie die Fokussierung auf wenige, aber wichtige Themen. Damit wollten wir sicherstellen, dass Arbeitgeber Banken agil und effizient im Interesse der Mitglieder handeln kann. Und dann brauchten wir natürlich auch eine Persönlichkeit auf der operativen Ebene, die unsere Ideen rasch umsetzen kann, in der Branche verankert ist und sich mit Arbeitgeberthemen auskennt. Ich bin sehr froh, dass wir mit Balz Stückelberger einen Geschäftsführer finden konnten, der alle diese Anforderungen erfüllt und – wie ich heute feststellen darf – auch Gewähr für Kontinuität bietet.

Sie sprechen von wenigen, aber wichtigen Themen. Welche waren das?
Einer unserer Grundsatzentscheide war das Bekenntnis zur Tradition der Sozialpartnerschaft in der Bankbranche. Deshalb haben wir als Erstes den Gesamtarbeitsvertrag (die VAB) entschlackt und modernisiert. Als zweites Standbein haben wir die Information und die Beratung der Mitglieder definiert. Und drittens haben wir eine koordinierte Interessenvertretung bei Politik und Fachbehörden aufgebaut. Dabei haben wir uns vom ersten Tag an vor allem auf das damals ungelöste Problem der Zeiterfassung konzentriert.

Barend Fruithof (damals Credit Suisse, später Julius Bär) übernahm den Stab von Josef Meier Ende 2011. In die Zeit seines Präsidiums fiel der Steuerstreit der Schweizer Banken mit den US-Behörden und die Lösung der Zeiterfassungsproblematik. Fruithof führte den Verband bis 2017.

Barend Fruithof, Sie präsidierten Arbeitgeber Banken während fünfeinhalb Jahren. Warum haben Sie sich für dieses Amt zur Verfügung gestellt und was wollten Sie bei Amtsantritt erreichen?
Ich habe mich bereit erklärt, das Präsidium von Arbeitgeber Banken zu übernehmen, weil eine gut funktionierende Sozialpartnerschaft unabdingbar ist für die Entwicklung der Bankbranche. In meiner Amtszeit zeigte sich, dass die effiziente Verbandsorganisation nicht nur auf dem Papier funktioniert, sondern sich im «Ernstfall» bewährt.

Welche «Ernstfälle» sprechen Sie an?
Besonders in Erinnerung bleibt mir natürlich der Steuerstreit der Schweizer Banken mit den US-Behörden. Im Frühling 2013 hat uns der Bundesrat beauftragt, quasi über Nacht eine Vereinbarung mit der Arbeitnehmerseite zum Schutz der Mitarbeitenden zu verhandeln, damit das damalige «US-Programm» überhaupt umgesetzt werden konnte. Dabei hat sich
nicht nur die Bedeutung einer funktionierenden Sozialpartnerschaft gezeigt, sondern auch die Wichtigkeit von einfachen und schnellen Entscheidungswegen. Zudem durften wir 2015 als erste Branche in der Schweiz eine Lösung für die Zeiterfassung präsentieren, die wir ebenfalls mit den Gewerkschaften verhandelt hatten. Damit konnten wir einen Schlusspunkt unter ein Thema setzen, das seit Jahren kontrovers diskutiert wurde.

Was haben Sie in Ihrer Zeit als Präsident von Arbeitgeber Banken gelernt?
Natürlich habe ich meine Fachkenntnisse im Bereich Arbeits- und Sozialversicherungsrecht erweitert. Besonders steil war meine Lernkurve aber im Umgang mit den Gewerkschaften. Im sozialpartnerschaftlichen Dialog gelten andere Grundsätze, als wir dies in unseren Führungsorganisationen gewohnt sind. Die Kultur von sozialpartnerschaftlichen Verhandlungen muss man verstehen, um erfolgreich zu sein.

Lukas Gähwiler (UBS) wurde an der Generalversammlung 2017 zum neuen Präsidenten von Arbeitgeber Banken gewählt. Sein Hauptanliegen ist die Fokussierung auf die wichtigen Themen, um zählbare Resultate im Interesse der Branche zu erreichen.

Lukas Gähwiler, haben Sie das Amt als Präsident von Arbeitgeber Banken nach sechs Jahren als CEO der UBS in der
Schweiz aktiv gesucht?
Ehrlich gesagt, nicht direkt. Bevor ich zugesagt habe, wollte ich mich mit den Themen vertraut machen und sehen, wie der Verband funktioniert. Ich habe sofort erkannt, dass Arbeitgeber Banken eine Art «Boutique» unter den Wirtschaftsverbänden ist, die sehr effizient agiert und bereit ist, die grossen Herausforderungen auf dem Arbeitsmarkt anzugehen. Zudem stiess ich auf ein gut eingespieltes, motiviertes und engagiertes Team im Vorstand und auf der Geschäftsstelle.

Wo sehen Sie denn die grossen Herausforderungen im Arbeitsmarkt und wie wollen Sie diese angehen?
Wir haben 2018 im Rahmen einer Strategieüberprüfung die «Arbeitsmarktfähigkeit» als Oberthema für die nächsten Jahre definiert. Diese Fokussierung ergibt den roten Faden, der sich in allen unseren Themenfeldern niederschlägt. Wir sind überzeugt, dass der Strukturwandel und die demografische Entwicklung letztlich im Erhalt der Arbeitsmarktfähigkeit münden. Da sehen wir den entscheidenden Ansatzpunkt, denn: Arbeitsmarktfähigkeit ist die neue Arbeitsplatzsicherheit. Meine persönliche Ambition war es, konkrete Massnahmen zu dieser abstrakten Thematik zu entwickeln, damit wir auch tatsächlich etwas bewirken. Mit unserer im letzten Jahr entwickelten Sensibilisierungskampagne «skillaware» haben wir als erste Branche ein konkretes Informations- und Beratungsangebot
für die Mitarbeitenden entwickelt. Auf diese Kampagne dürfen wir sicher stolz sein.

Wenn Sie nun zehn Jahre zurückschauen: Wo steht Arbeitgeber Banken heute?
Ich darf feststellen, dass unser Verband heute sehr gut aufgestellt ist. Das ist nicht nur mein Verdienst, sondern vor allem das Ergebnis der Arbeit meiner Vorgänger, meiner Vorstandskollegen und der Geschäftsstelle. Arbeitgeber Banken wird heute als kompetenter und glaubwürdiger Fachverband wahrgenommen, der die relevanten Themen bearbeitet, die Interessen der Bankbranche wirkungsvoll vertritt und seinen Mitgliedern einen echten Mehrwert bietet. Damit dies auch
in Zukunft so bleibt, müssen wir uns immer wieder auf unsere DNA besinnen, die auf drei zentralen Punkten beruht: schlanke Organisation, Fokussierung auf das Wesentliche, Interessen der Mitglieder im Zentrum.

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