Nach den Begrüssungsworten von Arbeitgeber-Banken-Präsident Lukas Gähwiler eröffnete Moderatorin Christine Maier die Diskussion mit einigen Fragen zur Übernahme der Credit Suisse durch die UBS. «Es war eine sehr intensive Übung mit einem unklaren Ausgang», sagte Bundesrat Ignazio Cassis auf die Frage, wie er diesen Entscheid im Bundesrat erlebt hat. Der Bundesrat sei aber glücklich und dankbar, dass eine gute Lösung gefunden werden konnte. «Wir haben ein privates Problem mit einer privaten Lösung gelöst», hielt Cassis fest. Er betonte, dass die Übernahme im Ausland anders wahrgenommen werde als in der Schweiz: «International habe ich nur Lob erhalten für diese Lösung.»
Arbeitgeber-Banken-Präsident Lukas Gähwiler, der als Vizepräsident des Verwaltungsrats der UBS und mittlerweile auch als Verwaltungsratspräsident der Credit Suisse an vorderster Front bei dieser Transaktion mitwirkt, hat die Zeit rund um den Entscheid der Übernahme der Credit Suisse noch lebhaft in Erinnerung: «Das waren auch für mich sehr emotionale und intensive 100 Stunden», sagte Gähwiler rückblickend. Gähwiler erläuterte, dass sich die UBS im kleinsten Kreis auf eine solche Transaktion vorbereitet habe. Es sei aber immer die Hoffnung im Vordergrund gestanden, dass dieses Szenario nicht eintreffen werde. Dennoch zeigte er sich überzeugt, dass diese Lösung so nötig war: «Alleine die Kosten, in dieser Situation "Nein" zu sagen, wären immens gewesen für den Finanzplatz, für die Schweiz und ich glaube auch für die globale Finanzwelt», betonte Gähwiler.
Im zweiten Teil der Diskussion ging Moderatorin Christine Maier auf die aktuelle Weltlage ein. Bundesrat Cassis nahm zum Einstieg Bezug auf den amerikanischen Politikwissenschaftler Francis Fukuyama, der Ende der 80er Jahre mit dem Zusammenbruch der Sowjetunion in einem Essay das «Ende der Geschichte» verkündete. Cassis betonte, dass dabei vergessen ging, dass jedes Ende auch einen Anfang hat: «30 Jahre nachdem das Ende der Geschichte ausgerufen wurde, sehen wir nun einen turbulenten Beginn, einen Beginn der Polarisierung, einen Beginn der Extreme.»
Lukas Gähwiler sah in der aktuellen Weltlage eine enorme wirtschaftliche und geopolitische Fragilität. «Wenn Autokratien zunehmen, heisst das auch, dass der Protektionismus und die Deglobalisierung zunehmen. Für ein offenes Land wie die Schweiz ist das keine gute Entwicklung», zeigte sich Gähwiler überzeugt.
Christine Maier lenkte dann das Thema auf das Verhältnis der Schweiz zur EU. Bundesrat Cassis betonte, dass Europa in der aktuellen Situation versuche, die Reihen zu schliessen und Allianzen zu bilden - auch mit der Schweiz. Auch die Schweiz müsse die richtigen Allianzen finden, ohne ihre Neutralität in Frage zu stellen, führte Cassis aus. «Wir kommen nur vorwärts, wenn wir pragmatisch mit unseren Nachbarn konkrete Lösungen finden», zeigte sich Cassis überzeugt. Und daran arbeite der Bundesrat intensiv.
Im Anschluss an die Diskussion fand das Arbeitgeber Banken Forum 2023 bei einem Apéro riche und interessanten Gesprächen in ungezwungener Atmosphäre seinen Ausklang.